
Alfred Kayser (circa 1970).
Theodor Kayser, geboren 1877, steigt nach 1902 in das am 1. Mai 1872 von seinem Vater Joseph Kayser eröffnete Bank- und Wechselgeschäft ein. 1911 ist der Standort des Bankgeschäfts Bahnhofstraße 8, Theodor Kayser wohnt in der Grimsehlstraße 7 und ist seit 1906 mit Martha May aus Warburg verheiratet. 1907 wird Sohn Alfred geboren, 1910 die Tochter Ilse, die 1928 nach Hamburg zieht und 1937 nach Amerika emigriert; dort stirbt sie in San Diego 2008.

Martha Kayser (rechts) im Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins.
Nach dem Tod des Vaters 1914 zieht Theodor Kayser mit seiner Familie zu seiner Mutter in die Bahnhofstraße 8, bevor sie 1931 zunächst in den Langen Wall 28 und ab Oktober 1933 in die Marktstraße 11 ziehen. Theodor Kayser begeht am 13. Februar 1935 Selbstmord, weil er seine Lage für ausweglos hielt. Es sind Briefe überliefert, in denen er bei Verwandten in den USA anfragt, ob sie seinen Sohn Alfred aufnehmen können. Der letzte Brief von Mai 1935 stammt von Alfred Kayser selbst, in dem dieser über seinen Vater schreibt: „Er konnte es nicht mehr ertragen, ein Leben unter den gegenwärtigen Umständen weiterzuführen. Gerade er, ein Mensch mit so ausgeprägtem Ehrgefühl, litt wie keiner unter den Verhältnissen.“
Sein Sohn Alfred arbeitet nach eigenen Angaben im Jahr 1924 als Bankangestellter im Bankhaus Gunsenhäuser in Frankfurt, er ist erst 17 Jahre alt. Jedoch hat er das Bankfach vorher schon im elterlichen Bankhaus kennengelernt. 1929 bis 1930 arbeitet er bei den Kalkwerken Einbeck, ab 1930 betätigt er sich als Journalist für verschiedene Zeitungen in Hannover und Göttingen. 1933 schickt sein Vater ihn in die Israelitische Gartenbauschule Ahlem zur Ausbildung. Dort wurden gärtnerische und handwerkliche Fähigkeiten vermittelt. Dies sollte als Vorbereitung für eine Auswanderung nach Palästina dienen. Genauso wie der Aufenthalt in der zionistischen Siedlung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten in Groß-Gaglau bei Cottbus für wenige Monate im Jahre 1934.
Alfred Kayser zieht im Mai 1935 zu seiner Mutter nach Essen, er emigriert mit seiner ersten Frau Ilse geb. Neuwald im Februar 1936 von Essen aus nach Palästina. Dort kämpft er als Soldat in der britischen Armee für die Gründung des Staates Israel. Mit seiner zweiten Frau Mirjam kehrt Alfred Kayser 1964 nach Einbeck zurück – als einziger Einbecker jüdischen Glaubens nach dem Holocaust. Auf Wunsch seiner Frau kehrt das Ehepaar 1973 nochmals nach Palästina zurück, bevor sie sich 1975 endgültig wieder in Einbeck niederlassen. Bis zu seiner Pensionierung arbeitet Alfred Kayser bei der Stadtkasse im Rathaus. Mirjam Kayser stirbt 1986, Alfred Kayser am 13. März 1989. Beide sind auf dem Zentralfriedhof in Einbeck begraben.

Marktstraße 11.
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