Rosalie und Sophie Fels

Die Cousinen Sophie Fels, geboren 1856, und Rosalie Fels, geboren 1863, stammten aus Wenzen, wo ihre Familien alteingesessen waren. Sophie zog bereits 1876 nach Einbeck in die Benser Straße 19, später ist sie in der Tiedexer Straße 9 gemeldet, wohin ihre Cousine Rosalie 1909 folgte. Sophie verbrachte immer mal Zeiten in Berlin bei ihrer Nichte Grete Meyer-Fels, die mit ihren Kindern gleichzeitig ab 1918 eine Wohnung in Einbeck am Hubeweg 8 bewohnte. Im Alter von 84 Jahren starb Sophie Fels im Februar 1940 in Einbeck. Als Beruf gab man nur „Fräulein ohne Beschäftigung“ an.

(c) Stolpersteine Einbeck.
Sophie Fels auf der für Juden vorgeschriebenen „Kennkarte“. Foto: Stadtarchiv Einbeck

Sowohl Sophie als auch Rosalie Fels wurden von Verwandten regelmäßig finanziell unterstützt, sie selber hatten kein Einkommen. Rosalie Fels wurde von ihrem Halbbruder William Fels gefördert, der Bankdirektor in Berlin war. Sophie und Rosalie erhielten Ende der 1930-er Jahre zusammen 150 Mark pro Monat von einer angeheirateten Nichte, Selma Stern, deren Mann Sally früher Mitinhaber der Peitschenfabrik Stern & Krieger in Einbeck gewesen war. Aus dem Jahr 1939 ist ein Schreiben an den Oberfinanzpräsidenten in Hannover überliefert, in dem Sophie Fels bitten muss, von ihrem eigenen Konto in Höhe von 950 Mark ganze 250 Mark abheben zu dürfen, um Geld für Miete, Lebensmittel und Feuerung zu haben. Zu dem Zeitpunkt gab es nur noch so genannte Sicherungskonnten bei der Sparkasse Einbeck, Barzahlung durften von Juden nicht mehr angenommen werden. Der monatliche Betrag, der ausgegeben werden durfte, lag bei 145 Mark. Nach Sophies Tod geht das monatliche Geld von Selma Stern allein an Rosalie.

Rosalie Fels wurde im April 1940 mit 77 Jahren nur zwei Monate nach dem Tod ihrer Cousine gezwungen, in das Haus der Familie Archenhold, Tiedexer Straße 5, zu ziehen. Dort lebten zu der Zeit Gustav Franck, Adolf Jordan, Rosa Steinberg und die Geschwister Berta und Elsa Archenhold. Diese Adresse war damit sozusagen das „Judenhaus“ in Einbeck. Anscheinend wollte man die Wohnungen der anderen Mitbewohner schon mal „judenfrei“ bekommen. Im März 1942 wurde auch dieses Haus aufgelöst, Gustav Franck und Adolf Jordan waren bereits verstorben. Rosa Steinberg, Rosalie Fels, Berta und Elsa Archenhold mussten Anfang März 1942 ein weiteres Mal umziehen, in den Reinserturmweg 29b. Die Schwestern Archenhold wurden am 27. März nach Polen abgeschoben. Der Bericht der Schutzpolizei sagt aus: „Die zurückgebliebenen Sachen der Jüdinnen Archenhold wurden in einem der Zimmer untergestellt, die noch von den alten Jüdinnen Steinberg und Fels bewohnt werden. Da diese voraussichtlich in nächster Zeit auch fortkommen, sollten die Sachen bald in ein anderes Gelass gebracht werden.“

Rosalie Fels wurde am 15. April 1942 zusammen mit Rosa Steinberg in ein jüdisches Krankenhaus in Hannover umquartiert. Von dort wurde Rosalie Fels am 23. Juli 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 24. Januar 1943 im Alter von 80 Jahren an Lungenentzündung und Altersschwäche.

Rosalie Fels auf der für Juden vorgeschriebenen „Kennkarte“. Foto: Stadtarchiv Einbeck
Tiedexer Straße 9.